Süddeutsche begrüßt das Jahr 1955

Die Süddeutsche, bislang eigentlich eher bekannt für seriösen Journalismus, beschenkt uns in ihrer Online-Ausgabe zum Jahreswechsel mit Tipps für das, was Frauen von heute zu Silvester scheinbar am meisten plagt: das Make-up. Doch, doch, du hast ganz richtig gelesen.

Ja, die Süddeutsche war mal die Zeitung, deren Journalisten den Henri Nannen Preis abgelehnt haben, weil sie nicht gleichzeitig mit „BILD-Journalisten“ ausgezeichnet werden wollten. Aber das war 2012 – also ewig her. Die Online-Ausgabe dieser Zeitung erklärt uns nun zum Jahresende in ganz unmissverständlichem Ton darüber auf, dass Frauen sich auf gar keinen Fall Schminkfehler zu Silvester leisten dürfen.

Warum, wird leider nicht erklärt. Stattdessen lässt Süddeutsche.de sich ausführlich darüber aus, wann du wie ein Koalabär aussehen wirst, ohne was selbst Politiker (sic) niemals vor die Kamera treten, dass sich Lipgloss nicht zum Küssen eignet, was bei Frauen ab 30 angeblich selten gut aussieht und warum Drag Queens falsche Wimpern benutzen. Also alles ganz entscheidende Dinge für den gelungenen Jahreswechsel der Frau von heute.

Und damit diese Frau von heute auch weiß, wo und wie sie sich einzuordnen hat in das Gefüge, wird dieser sagenhafte „Artikel“ mit stilisierten „Retro“-Fotos von Frauen aus den 1950er und 60er Jahren bebildert. Angehübscht mit den absoluten No-Gos sogenannter Make-up-Profis (wer auch immer die sein mögen und was auch immer sie zu solchen Aussagen qualifizieren könnte).

Ist das nun ernst gemeint von der Süddeutschen.de? Ist es ein Lückenfüller? Oder ein Ausblick auf das, was Leserinnen der Süddeutschen Online im Jahr 1955 2015 von der Münchner Redaktion zu erwarten haben?

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thea

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