Es wurde Zeit. Das Ende von „Wetten, dass..?“

Es ist das Ende einer Fernseh-Ära, und das ist gut so. „Wetten, dass..?“ wurde nach fast 34 Jahren eingestellt, nachdem die Verantwortlichen noch ein letztes Mal bewiesen haben, wie rückständig und altbacken ihr Konzept war. Nicht nur, aber ganz besonders aus der Sicht einer Frau.

Warum? Zum einen nahmen bei dieser Sendung neben Moderator Markus Lanz neun männliche Gäste auf der Couch Platz (eigentlich hätte auch noch Wladimir Klitschko kommen sollen = 10; und dann saßen da außerdem die Fantastischen Vier = 14 und Olli Dittrich = 15). Und wie viele Frauen waren dabei? Zwei.

Kati Witt, über mehr als zwei Stunden einziger weiblicher Gast, wurde in einer Rückblende zu ihrem allerersten Auftritt bei „Wetten, dass..?“ gezeigt. Und wie wurde das kommentiert (auch von Witt selbst)? Mit Bemerkungen über die Peinlichkeit ihrer Kleiderwahl und ihrer Frisur.

Höchstleistungen pulverisiert durch Klischees

Es gab auch nur eine einzige weibliche Beteiligung bei den Wetten – eine Gruppe von Cheerleadern. Zur Information: Cheerleader sind zumeist junge Mädchen in sexy (also spärlicher) Kleidung, die hart dafür trainieren, mit glitzernden Puscheln in den Händen männlichen Sportlern zuzujubeln, sie zu besseren Leistungen anzufeuern, und das Publikum zu Beifall zu animieren.

Eine solche Cheerleader-Gruppe hatte sich nun eine schwere Wette ausgedacht: zwei der Mädchen wurden von den anderen fünf Meter in die Höhe geschleudert, um dort eine Aufgabe zu erfüllen. Was war die Aufgabe? Wäsche aufzuhängen. Eine bewundernswerte akrobatische Höchstleistung pulverisiert durch elende Klischees.

Was gab’s noch? Es wurde in Rückblicken an Moderatoren (alle männlich), an Gäste und Musikacts erinnert. Und welche Auftritte oder Songs von Musikerinnen sind besonders in Erinnerung geblieben? Keine, denn es waren nicht ihre Auftritte, sondern die Kleider von Cher und Sarah Connor, die aufgrund ihrer Durchsichtigkeit und der Frage, was sie oder ob sie etwas darunter trugen, Fernsehgeschichte schrieben. Während hingegen ein Michael Jackson ausschließlich für seinen bewegenden „Earth Song“ auf ewig unvergessen bleiben wird.

Handtaschen, Küsse und Hände leckende Models

Inge Meysel durfte in den Rückblicken nochmal ihre Handtasche auspacken. Iris Berben bleibt in Erinnerung, weil sie den ehemaligen Moderator Thomas Gottschalk elfmal küssen durfte, mehr als jeder andere weibliche Gast. Und schließlich machte Moderator Markus Lanz höchstselbst noch klar, warum er abgesägt wird. Bei der Kinderwette meinte er, anmerken zu müssen: der kleine Junge könne mehrere Hunde am Lecken auf seinem Handrücken auseinanderhalten – Leonardo di Caprio könne dies auch, nur bei Models.

War es Zeit, dass „Wetten, dass..?“ eingestellt wurde? Vielleicht. Doch es war allerhöchste Zeit, dass sowohl die Verantwortlichen für diese Sendung und diesen Moderator als auch der Moderator selbst nicht länger die Möglichkeit haben, ihr rückständiges, männlich überfrachtetes und offensichtlich sexistisches Weltbild weiterhin von GEZ-Gebühren- und Steuerzahlerinnen mitfinanziert in die breite Öffentlichkeit zu tragen.

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thea

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