Die FDP in Blau und Pink – und sie will wirklich nicht sexistisch sein?

Gestern stellte die FDP ihre neuen Farben vor: der Untergrund bleibt gelb, das Blau bleibt blau, und jetzt kommt eine Farbe ganz neu hinzu, weil sie sich ja nicht mehr vorwerfen lassen möchte, ein sexistisches Männerclübchen zu sein. Und diese Farbe ist … Pink! Nee, ist klar.

Pink (zu Blau) als Zeichen für einen Imagewandel? Das meint die FDP sogar ernst.
Pink (zu Blau) als Zeichen für einen Imagewandel? Das meint die FDP sogar ernst.

Und was macht die Tagesschau (ARD) in ihrem Bericht über diese „Runderneuerung“? Sieht vor allem Männer im Publikum. Findet nur männliche Gesprächspartner. Und blickt schließlich der FDP-Politikerin Katja „Unser Mann für Hamburg“ Suding (s. a. meinen Artikel zu ihrer Wahlkampagne) zuerst auf die Schuhe, dann auf die züchtig übereinander geschlagenen und leicht zur Seite gekippten Beine in Nylon, wandert hoch zu ihrem Oberkörper, und irgendwann, ganz am Schluss, kommt dann doch noch ein Blick auf ihr Gesicht. Nachzuschauen hier (ab Minute 2:05).

Ein Umdenken hat offensichtlich nicht stattgefunden

Und FDP-Chef Lindner? Der sagt an diesem denkwürdigen Abend der (vermeintlichen) Veränderung der FDP:

„Wir sind diejenigen, die dem Einzelnen Vertrauen und Mut in seine eigenen Fähigkeiten zurückgeben wollen.“

Dem Einzelnen, seine Fähigkeiten. Ein Umdenken hat bei Lindner ganz offensichtlich nicht stattgefunden – und daran kann eine FDP in Blau und Pink, also in Klischeefarben, nun gleich gar nichts ändern. Auch nicht, dass man das Pink nicht Pink nennt, sondern „Magenta“, oder dass man Frauen und Männer 50:50 auf dem Podium verteilt.

Zuständig für den visuellen „Imagewandel“ war übrigens die schon früher von der FDP engagierte Agentur Heimat (die für die FDP u. a. mit einem Bild von Hitler warb) – eine Agentur die auf ihrer Website sechs Geschäftsführende verzeichnet. Alle männlich.

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[Nachtrag 07.01.2015: ARD-Aktuell-Chefredakteur Dr. Kai Gniffke entschuldigt sich für den langen Blick auf Sudings Beine. Wenn er allerdings behauptet: „der Aufschrei gegen sabbernder Liberale ist ja nun als Thema durch“, dann hat er sich sehr geirrt. Denn die Tatsache, dass es so einen Blick im öffentlich-rechtlichen Fernsehen überhaupt noch gibt, und dass ein Chefredakteur sich heute immer noch dafür entschuldigen muss, seine Redaktion noch immer nicht ins 21. Jahrhundert geführt zu haben, zeigt, dass ein Aufschrei mit und ohne Hashtag noch immer vonnöten ist.]

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thea

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